Inga Bronowski – 07. Januar 2011
Zusammenfassung zur Diplomarbeit Bronowski, I. (2010). Der Effekt der Alexander-Technik auf die Selbststeuerungskompetenzen und -effizienz. Unveröffentlichte Diplomarbeit der Universität Koblenz-Landau / Campus Landau.


Wofür braucht es Forschung für die Alexander-Technik, wenn die positiven Resultate des Alexander-Technik-Unterrichts für den Lehrer sichtbar und für den Schüler spürbar und erlebbar sind? Es gibt sehr viele gute Gründe, differenzierte Forschung durchzuführen. Einer davon betrifft die Ebene der Beschreibung und Erklärung: Was passiert in der Alexander-Technik und wie funktioniert sie? Ein weiterer Grund ist die differenzielle Betrachtung der Wirkungsweise: Profitieren Menschen unterschiedlich stark und womit könnte das zusammenhängen? Letztlich kann die Frage gestellt werden, welche Konsequenzen Forschungsergebnisse für die Praxis haben, ob sie das Verständnis verändern und somit die Methode modifizieren?
In meiner Diplomarbeit (Bronowski, 2010) habe ich durch die Verknüpfung der Alexander-Technik mit der PSI-Theorie (Persönlichkeits-System-Interaktionen Theorie) (Kuhl, 2001) einen möglichen Weg zur Beantwortung der ersten beiden Fragen gewählt.
Was passiert in der Alexander-Technik und wie funktioniert sie?
In der PSI-Theorie werden alle menschlichen Handlungen und das Erleben als Zusammenspiel vierer psychischer Systeme beschrieben, kurz gefasst: Denken, Handeln, Fühlen und Empfinden. Können diese psychischen Systeme gut miteinander kommunizieren, so erleben wir das im Leben in Form von Selbstwachstum und Willenseffizienz. Diese Kommunikation der Systeme wird vermutlich durch die Prinzipien und Vorgehensweisen der Alexander-Technik gestärkt: Das Innehalten verbindet das Empfinden (Diskrepanz- und Detailfokus) mit dem Fühlen (ganzheitlich und auf das Selbst bezogen), das Erteilen von Direktiven stärkt die Kommunikation zwischen Denken und Fühlen, da Direktiven einerseits sprachlich und sequenziell sind, andererseits ganzheitlich und körpergebunden und die Haltung des Nicht-Tun erfordern. Die letztliche ausgerichtete und bewusste Handlung fördert vermutlich die Verbindung zwischen Denken und Handeln unter Einbezug des Fühlens. Damit sind alle psychischen Systeme in ihren wichtigen Verbindungswegen durch die Alexander-Technik angesprochen worden.

Da es sich um universelle psychische Systeme handelt, die bei allen Handlungen mehr oder weniger beteiligt sind, muss sich ihre gestärkte Verbindung auch auf andere Aspekte auswirken, für die sie benötigt werden. Und genau das konnte für verschiedene Selbststeuerungskompetenzen gezeigt werden, die, obwohl sie nicht durch direkte therapeutische Interventionen angesprochen wurden, sich durch acht Sitzungen in Alexander-Technik positiv verändert haben. Zu den veränderten Selbststeuerungskompetenzen gehören die Selbstberuhigung, Selbstmotivierung, Selbstbestimmung, Misserfolgsbewältigung, Planungsfähigkeit, das Selbstgespür und Umsetzen von Absichten.
Profitieren Menschen unterschiedlich stark und womit könnte das zusammenhängen?
In dieser Arbeit wurde eine Persönlichkeitseigenschaft erhoben, die Menschen danach beschreibt und unterteilt, ob sie eher handlungsfähig bleiben bei Schwierigkeiten und Herausforderungen und als die Macher erlebt werden (Handlungsorientierte), oder ob sie eher zum Grübeln neigen, ihnen ein Misserfolg sehr nahe geht und sie länger brauchen, um wieder handlungsfähig zu werden (Lageorientierte). Lageorientierte verlieren unter Stress den Zugang zu sich selbst und dadurch können sie die Kommunikation der psychischen Systeme nicht mehr von innen heraus steuern. Die Ergebnisse meiner Diplomarbeit verdeutlichen, dass Lageorientierte in der psychischen Selbststeuerung fast durchgehend deutlich stärker von der Alexander-Technik profitieren als Handlungsorientierte. Handlungsorientierten fällt der Zugang zum Selbst leicht, deswegen können sie sich bereits gut selbststeuern. Eines jedoch fällt ihnen schwer: sie lassen negative Stimmung nicht lange zu. Interessanterweise haben auch Handlungsorientierte durch die acht Sitzungen in Alexander-Technik profitiert, jedoch nur bei den Selbststeuerungskompetenzen, die eine Verbindung zur negativen Stimmung erforderlich machen.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Alexander-Technik über die Stärkung des Selbst und damit der Verbindung der psychischen Systeme miteinander Personen eine effizientere Selbststeuerung ermöglicht, die sich wiederum als Wohlbefinden, stärkere Selbstwahrnehmung und Selbstwachstum sowie als leichtere Handlungsumsetzung zeigt. Die differenzielle Betrachtung verweist darauf, dass die Alexander-Technik dort wirkt, wo bei einer Person ein Mangel an Fähigkeiten besteht. Damit erweist sie sich als hervorragende Ergänzung zur psychotherapeutischen Arbeit, bei der die Entwicklung der Selbststeuerungskompetenzen im Vordergrund steht.
Für eine differenzierte Darstellung der Ergebnisse verweise ich Sie auf meine ausführliche Zusammenfassung oder die Diplomarbeit selbst.

Literatur
Kuhl, J. (2001). Motivation und Persönlichkeit. Interaktionen psychischer Systeme. Göttingen: Hogrefe.

Change involves carrying out an activity against the habit of life.

F.M. Alexander

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